Die Chancen der Zuwanderung nutzen

17. Juli 2018

Die aktuelle Arbeitsmarktsituation stellt Personalverantwortliche vor große Herausforderungen: 2017 blieben knapp 49.000 Lehrstellen unbesetzt und schon jetzt mangelt es in den Unternehmen an rund 440.000 qualifizierten Mitarbeitern, bis 2030 sollen es sogar bis zu drei Millionen sein. Gleichzeitig gibt es mit denjenigen, die in Deutschland Zuflucht suchen, eine Gruppe von hochmotivierten Menschen. Mit der entsprechenden Starthilfe können sie sich zu wertvollen Mitarbeitern entwickeln. Wie das erfolgreich gelingen kann, weiß „Wir zusammen“. In den zweieinhalb Jahren seit seiner Gründung hat das Netzwerk großes Know-how zusammengetragen und unterschiedliche Lösungen entwickelt, von denen Zuwanderer und Arbeitgeber gleichermaßen profitieren.  

Dass Unternehmen beim Besetzen offener Stellen schon jetzt mehr und mehr auf Geflüchtete setzen, bestätigen aktuelle Zahlen der Bundesagentur für Arbeit (BA). Demnach sind rund 216.000 Menschen aus den acht Hauptasylländern inzwischen sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Das sind 60 Prozent mehr als im Vorjahr. Dabei berichten engagierte Unternehmen von ihren positiven Erfahrungen. So findet beispielsweise laut einer KOFA Studie der überwiegende Teil der Unternehmen die Arbeit in multikulturellen Teams bereichernd und beobachtet eine hohe Motivation und einen großen Lerneifer bei den neuen Mitarbeitern.  

„Wir wissen aber auch, dass Unternehmen, die Geflüchtete einstellen, auch weiterhin vor Herausforderungen stehen“, sagt Marlies Peine, Sprecherin von „Wir zusammen“. „So wünschen sich viele Arbeitgeber externe Unterstützung beispielsweise beim Spracherwerb und bei der fachlichen Qualifizierung.“  

Was viele Unternehmen nicht wissen: Sie müssen nicht bei Null anfangen und sie sind nicht allein. Es gibt im „Wir zusammen“ Netzwerk zahlreiche erprobte Programme für die Integration von Geflüchteten, die sich einfach adaptieren lassen. Zudem können Arbeitgeber, die Zuwanderer einstellen möchten, auf verschiedene Hilfen und Förderungen zurückgreifen. Von finanziellen Zuschüssen für die Einstiegszeit über rechtliche Beratung bis hin zur sozialen Betreuung gibt es von öffentlicher Hand eine Vielzahl an Unterstützungsmaßnahmen. Hinzu kommen Programme von gemeinnützigen Vereinen sowie von Unternehmen, die etwa Sprachkurse oder Beratungen anbieten.  

Wie wichtig die Zusammenarbeit aller Beteiligten für das Gelingen der Integration ist, bestätigt Alfred Höhn, Industry Leader Öffentlicher Sektor EMEA bei PwC: „Integration findet vor Ort statt: in den Kommunen, in den Städten, in den Wohnvierteln, in unmittelbarer Nachbarschaft zur angestammten Bevölkerung. Wer dort echte Akzeptanz für geflüchtete Menschen erreichen will, muss die Kommunen deutlich mehr stärken als bisher und begreifen, dass Integration keine isolierte, sondern eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist. Nur wenn eine Verzahnung aller Akteure vor Ort gelingt, kann auch Integration gelingen – und genau dabei hilft das Netzwerk.“  

Da „Wir zusammen“ inzwischen zum Dreh- und Angelpunkt für die Arbeitsmarkt-Integration von Geflüchteten in Deutschland geworden ist, verfügt der Verbund über ein breites Wissen und wertvolle Kontakte. „Egal, ob Unternehmen den richtigen Ansprechpartnern bei Behörden, Informationen zu Förderprogrammen oder den Austausch mit unseren Mitgliedern suchen – wir können vielfältige Hilfestellungen anbieten“, berichtet Marlies Peine.  

Über Chancen und Möglichkeiten unterrichtet „Wir zusammen“ interessierte Unternehmen zudem in diesem Jahr bei einer Veranstaltungsreihe in verschiedenen Städten. Das nächste Netzwerkfrühstück „Integration in Arbeit“ findet am 29. August in der Gläsernen Manufaktur von Volkswagen in Dresden statt. Für die Region Köln hat „Wir zusammen“ darüber hinaus kürzlich gebündelte Informationen zu vielen Fragen rund um die Einstellung von Geflüchteten in einer Broschüre zusammengefasst. Ausgaben für weitere Regionen sind bereits geplant.